Sozialplanung

Im Jahr 2015 hat der Rheinisch-Bergische Kreis einen kreisweiten Sozialplanungsprozess angestoßen und in diesem Zusammenhang eine Sozialdatenerhebung und -auswertung für alle kreisangehörigen Kommunen durchgeführt.

In Burscheid wurden dabei für den Wohnplatz Burscheid Zentrum Nord verschiedene Problemlagen festgestellt: Dort befindet sich ein relativ hoher Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung im SGB-II-Leistungsbezug, wobei vor allem bei jungen Menschen ein erhöhter Förderbedarf bei Alltagskompetenzen und Grundlagen der Beschäftigungsfähigkeit besteht. Auch im Bereich der Jugendhilfe gibt es Auffälligkeiten, hier in Bezug auf Entwicklungsdefizite und Kindeswohlgefährdungen. Diese Problemlagen können aus einer biographischen Perspektive unter dem Stichwort ‚Vererbte Arbeitslosigkeit‘ gemeinsam betrachtet werden.

Die kommunale Fachplanungskonferenz Burscheid hat im September 2017 aufgrund dieser Ergebnisse folgende Handlungsempfehlungen ausgesprochen:

  • Steigerung der Erziehungskompetenz von Eltern und frühzeitige Förderung von Kindern.
  • Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit von jungen Menschen bis 25 Jahre.

Als Zielgruppe des Sozialplanungsprozesses im Wohnplatz Burscheid Zentrum Nord wurden junge Menschen und Familien mit Unterstützungsbedarf bei der Entwicklung von Alltagskompetenzen mit dem Ziel der Selbstwirksamkeit und Beschäftigung identifiziert.

Im September 2018 fand daraufhin in Burscheid eine Sozialraumkonferenz statt, bei der lokale Fachakteure am laufenden Sozialplanungsprozess beteiligt wurden. Sie haben ihre Kompetenz und Sachkenntnis eingebracht und mit Hilfe der für Burscheid entwickelten Präventionskette gemeinsame Ergebnisse erarbeitet. So wurde beispielsweise auf die Problematik hingewiesen, dass die Zielgruppe des Sozialplanungsprozesses die vorhandenen Unterstützungsangebote nicht (ausreichend) wahrnimmt, da es häufig Vorbehalte und Ängste gegenüber Akteuren wie Jugendamt, Jobcenter und anderen Behörden gibt, und dass viele der vorhandenen Angebote zu hochschwellig sind. Diskutierte Aspekte zur Absenkung von Hemmschwellen für die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten umfassten mobile und aufsuchende Beratungsangebote sowie die Installierung einer Ansprechperson im Quartier, die der Zielgruppe als Vertrauensperson und Lotse zur Verfügung steht.

Als fehlendes Angebot wurde dementsprechend eine niedrigschwellige Anlaufstelle im Quartier mit einem sog. ‚Quartierskümmerer‘ als erstem Ansprechpartner und einem passgenauen Beratungsangebot u.a. mit externen, multiprofessionellen Akteuren sowie mit aufsuchenden Ansätzen erkannt. Weiterhin wurde für die Förderung der Zielgruppe als wichtig angesehen, dass ein abgestimmtes Vorgehen zwischen Fachakteuren wie beispielsweise Jugendamt und Jobcenter etabliert wird, um Brüche im Unterstützungsprozess zu minimieren. Dies umfasst z.B. ein rechtsübergreifendes Fallmanagement bei biographischen Übergängen.

Burscheider Büdchen als niedrigschwellige Anlaufstelle
Mit der Umsetzung der wichtigsten Ergebnisse der Sozialraumkonferenz wurde bald begonnen. So wurde im Sozialraum Burscheid Zentrum Nord im August 2019 das ‚Burscheider Büdchen‘ (www.burscheider-buedchen.de) als niedrigschwellige Anlaufstelle eingerichtet, die die Zielgruppe der Sozialplanung bei der Überwindung ihrer Problemlagen unterstützen soll. Das Burscheider Büdchen befindet sich in der zentral im Wohnplatz Burscheid Zentrum Nord gelegenen Luisenstraße in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Kiosks. Träger des Büdchens sind die Stadt Burscheid sowie die Katholische Jugendagentur LRO gGmbH (KJA). Die zwei Mitarbeitenden der KJA stehen den Anwohnerinnen und Anwohnern als erste Ansprechpersonen bei ihren Anliegen zur Seite und unterstützen entweder selbst oder vermitteln an passende Beratungsstellen. Auf Wunsch begleiten die Mitarbeitenden auch zu Beratungs- oder Behördenterminen. Um in Kontakt mit der Zielgruppe zu kommen und Hemmschwellen abzubauen, bietet das Büdchen beispielsweise Coffee-to-go, einen kostenfreien Werkzeugverleih und einen gratis WLAN-Hotspot an. Zusätzlich gibt es im Quartier regelmäßige, auch aufsuchende Sonderaktionen wie z.B. das mobile Oktoberfest, um die Zielgruppe anzusprechen. Im Burscheider Büdchen werden außerdem regelmäßig von externen Akteuren Sprechstunden angeboten, z.B. vom Netzwerk Wohnungsnot oder vom Jobcenter.

Gründung der Jugendberufsagentur Burscheid
2019 wurde außerdem mit der Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung des Übergangsmanagements im Bereich Jugendhilfe – Jobcenter begonnen. Diese Bemühungen mündeten letztendlich in der Gründung der Jugendberufsagentur Burscheid. Durch die Jugendberufsagentur sollen die Kompetenzen der Institutionen und Rechtskreise enger verzahnt und koordiniert werden. Sie ist eine Kooperation der Stadt Burscheid, des Rheinisch-Bergischen Kreises (Amt für Familie und Jugend), der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter Rhein-Berg und der Katholischen Jugendagentur (KJA). Die Unterstützungsbedarfe von individuell und sozial benachteiligten jungen Menschen sind vielfältig und häufig sehr komplex. Sie betreffen sowohl finanzielle als auch psychosoziale Problemlagen und den erfolgreichen Weg von der Schule in den Beruf. Häufig gelingt es den jungen Menschen und ihren Eltern nicht, sich an das richtige Hilfesystem zu wenden und die unterschiedlichen Möglichkeiten und Maßnahmen zu verstehen. Hilfen stehen dann unverbunden nebeneinander und können ihre volle Wirkung nicht entfalten. Die Jugendberufsagentur greift diesen Handlungsbedarf auf und hilft jungen Menschen, die für sie sinnvolle individuelle Unterstützung zu erhalten, ohne gleichzeitig mehrere Anlaufstellen ansteuern zu müssen. Wird bei der Einzelfallberatung einer der beteiligten Partner erkennbar, dass ein weitergehender Förderbedarf zur sozialen und beruflichen Integration oder ein rechtskreisübergreifender Abstimmungsbedarf besteht, wird die Jugendberufsagentur Burscheid im Sinne ihrer Netzwerkfunktion aktiv und beruft Fallkonferenzen mit den erforderlichen Netzwerkpartnern und ggf. weiteren erforderlichen Akteuren ein.

Am 14. November 2019 fand ein Sozialraumpartner-Treffen mit zahlreichen Fachakteuren statt, um das Burscheider Büdchen sowie weitere Ergebnisse des bisherigen Prozesses vorzustellen, ein Forum für die Vernetzung der interessierten Sozialraumpartner zu bieten und gemeinsam mögliche Kooperationen zur konkreten Ausgestaltung der Angebote des ‚Burscheider Büdchens‘ zu entwickeln. Aus diesem Treffen ergaben sich zahlreiche neue Ansätze und Ideen, deren Umsetzung zum Teil jedoch durch die Corona-Pandemie erschwert wurde.

Dennoch wird der Burscheider Sozialplanungsprozess von den verantwortlichen Akteuren nach wie vor aktiv weitergeführt und von vielen beteiligten Partnern engagiert begleitet. Der Rheinisch-Bergische Kreis hat die Sozialberichterstattung prozessbegleitend weitergeführt. Hier finden Sie die letzten beiden Kommunalberichte für Burscheid für die Jahre 2020 und 2021.

Im März 2023 fand mit dem ‚Fachforum Familie‘ eine weitere Veranstaltung im Rahmen des Burscheider Sozialplanungsprozesses statt, hier finden Sie die Kurz-Dokumentation.

Bei Rückfragen zum Sozialplanungsprozess der Stadt Burscheid wenden Sie sich bitte an Antje Eickenberg, Tel. 02174 / 670-350, E-Mail a.eickenberg@burscheid.de. Bei Rückfragen zum Sozialplanungsprozess des Rheinisch-Bergischen Kreises wenden Sie sich bitte an Dr. Katharina Hörstermann, Tel. 02202 / 13-2509, E-Mail sozialplanung@rbk-online.de.

Kontakt:

Amt 32 - Sicherheit, Ordnung, Soziales und Feuerwehr

Antje Eickenberg

Höhestraße 7-9
51399 Burscheid
02174 670-355

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